Albrecht/Wilke

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Zur Arbeit von Albrecht/Wilke

Das Künstlerduo Albrecht/Wilke setzt sich mit der deutschen Mittelschichtskultur auseinander, die sie auf Ironische Weise ins Bild setzen. Vor dramatischen Hintergründen werden Leitmotive stereotypen Deutsch-Seins abgebildet. Sich in dieser Form mit der eigenen Kultur auseinander zu setzten und kanonisierte Motive wie die Currywurst, den Hawaii-Toast oder den Gartenzwerg darzustellen, erzeugt immer ein ambivalentes Gefühl der Vertrautheit. Eine Vertrautheit, die befriedigend wirkt, weil sie sich leicht entziffern lässt. Sehen wird zum Genuss, denn wir alle kennen die Motive, sie sind Teil unserer Realität. Darin steckt aber genau ihre Kehrseite. Wie die Currysoße an die Wurst schmiegt sich die Vertrautheit des Motivs an uns, obwohl wir doch eigentlich versuchen, Abstand zu gewinnen. Denn sind wir mal ehrlich: in einer Currywurst steckt, abgesehen von ihrem vorzüglichen Geschmack kaum etwas Gutes. Fleisch zu essen, so sagte es sogar der Chef einer großen Wurstfirma vor einiger Zeit, sei die Zigarette von morgen. Ähnlich verhält es sich mit dem Gartenzwerg und dem Hawaii-Toast, die als Symbol kleinbürgerlicher Spießigkeit gelesen werden können und für eine vergangen gewünschte Zeit stehen.

Auch bei der Wahl der Hintergründe wissen Albrecht/Wilke die Sehgewohnheiten der Betrachter für sich zu nutzen. Überwältigende Naturphänomene berühren etwas in uns, dem wir uns nur schwer entziehen können. Das Erhabene dieser Erfahrung wurde schon gezielt von romantischen Malergrößen wie Casper David Friedrich genutzt, um unseren Blick zu fangen, uns ins Bild zu ziehen und zu fesseln. Malerisch sind die Künstler keineswegs auf die feine Pinselführung der Romantik festgelegt. Sie zitieren, samplen und verbinden Stile bis in die jüngste Kunstgeschichte. Motive, zu denen die Maler eine persönliche Beziehung haben, sind ihr Ausgangsmaterial. Historische Bezüge, ihr Werkzeugkasten, aus dem sie sich nach Lust und Laune bedienen. Ihre Werke sind Collagen unterschiedlicher Stile und Techniken, die Albrecht/Wilke unvermittelt aufeinander­treffen lassen. Durch genau diesen Kontrast entstehen die Spannung und die assoziative Anschlussfähigkeit, die die Bilder auszeichnet. Ein erhabener Sonnenuntergang trifft auf eine Currywurst, ein Maiskolben schwebt über einem Blitz und ein Hawaii-Toast macht es sich auf einem abstrakten Untergrund gemütlich. Die Gleichzeitigkeit des Alltäglichen neben dem Überwältigenden des Banalen neben der inhaltsschweren Referenz befreit von klassischen Deutungszwängen.

Um mich der Arbeitsweise von Albrecht/Wilke anzunähern, habe ich ChatGPT, eine Text produzierende künstliche Intelligenz genutzt, um ein Liebesgedicht auf die Currywurst an einem Sonnenuntergang, einen Gangster-Rap für einen Gartenzwerg mit Axt und ein Lied im Stile Rammsteins für einen Hawaii-Toast zu dichten. 

Arne Schmidt

CV

2017 Diplom Freie Kunst HBK Braunschweig (Prof. Wolfgang Ellenrieder)
2019 Master Freie Kunst HfbK Hamburg (Prof. Anselm Reyle)