Albrecht/Wilke

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Vorwort

Wir schreiben Ende Juni 2021, als uns eine Benefiz­auktion auf das Künstlerduo Albrecht/Wilke aufmerksam machte. Wir erinnern uns: Für viele Kunst­schaffende war die Corona-Pandemie existenzbedrohend. Den Künstlern wurde die Möglichkeit genommen, ihre Werke in klassischen Ausstellungen zu zeigen und zu verkaufen. Die eigens entwickelte digitale Kunstmarkt-Plattform PArt schuf Abhilfe, und eine spezielle Benefizauktion tat ihr Übriges.

Auch Albrecht/Wilke unterstützten diese Initiative, indem sie aus ihrem Fundus das Werk „Das totale
Glück“ zur Verfügung stellten. Wir waren beeindruckt vom Engagement aller Beteiligten und entschlossen uns, unseren Beitrag durch einen Ankauf zu leisten. Unsere Wahl fiel auf die Arbeit von Albrecht/Wilke, weil sie drei Faktoren in sich vereinigte: eine exzellente Malerei, eine reizvolle Motiv­wahl und einen humoristischen Spiegel unserer Gesellschaft.

Nach dem Zuschlag für uns wanderte das Werk an Tiroler Wände, wo es von einem Fotografen entdeckt wurde, der die beiden Künstler persönlich kannte. Und schon wurde die Verbindung hergestellt, was dann in einem Atelierbesuch des Stiftungs-­Vorstandes und -Beirates mündete. Schnell wurde der Entschluss gefasst, das Künstlerduo zu einer Ausstellung in die Räume der Kunststiftung ein­zuladen.

Realisiert während der Adventszeit 2022, fielen Ausstellungseröffnung und der traditionelle „Kunst und Stollen“-Empfang auf denselben Tag. Höhepunkt im wahrsten Sinne des Wortes war ein acht Meter hoher Zwerg (eigentlich ja ein Widerspruch in sich), der die Besucherinnen und Besucher in den Kunstraum locken sollte, was ihm auch hervorragend gelang.

Was aber vielleicht vordergründig zum Schmunzeln veranlasst, sollte den Blick für das Hintergründige nicht verstellen. Der Zwerg diente zuvor bereits als Eyecatcher bei einer Spreefahrt von der Berliner Kleingartenkolonie Neu-Kamerun zum Humboldt-Forum. Mit der Tour wollten Albrecht/Wilke auf die Diskussion um Kolonialkunst im Ethnologischen
Museum des wiederaufgebauten historischen Residenz­schlosses hinweisen.

Man wird dem Anspruch von Albrecht/Wilke nicht gerecht, wenn man sich lediglich auf die Oberfläche der von beiden Künstlern zusammen gemalten Arbeiten fokussiert. Es wäre bei weitem zu kurz gesprungen, die stark strapazierte Frage: „Was wollen uns die Künstler sagen?“ mit der Wahl der Motive zu beantworten; und das, obwohl die Curry-­ und sonstigen Wurstvarianten bei Betrachterinnen und Betrachtern ihre Wirkung als dekorative Appetit­anreger nicht verfehlen. Es könnte sich also empfehlen, einen intensiven Blick auf die Malerei selbst zu richten, die Motive nahezu zu ignorieren und sich den Farben und ihren Verläufen hinzugeben. Dann könnte man sogar vermuten, dass die Motive den Künstlern lediglich als eine Art Medium dienen.

Die Ausstellung zeigt Werke der letzten zwei, drei Jahre und greift naturgemäß die bei Albrecht/Wilke schon klassischen Themen „Nahrung“ und „Zwerge“ auf. Sie gibt aber bereits einen ersten Einblick in das, was vielleicht von dem Künstlerduo in Zukunft zu erwarten ist: eine „florale“ Motivwahl und auf jeden Fall pastose Technik. Wir sind schon ganz gespannt und lassen uns auch gern wieder überraschen.

Perdita Adrian-Kunze
Hans-Peter Kunze

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