Katharina J. Kühne

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Vorwort

Im Allgemeinen sind es Stipendien der KunststiftungKunze, die mit einer Ausstellung jüngster Werke der jeweiligen Künstlerin oder des Künstlers abschließen. Im Falle von Katharina Juliane Kühne, deren Werke in den Monaten September bis November 2024 gezeigt wurden, hatte es jedoch eine besondere Bewandtnis. Sie entstanden allesamt während ihres Aufenthaltes als Artist in Residence von Mai bis Juli 2024 im Kunstraum der Stiftung in der Gifhorner Hindenburgstraße. 

Drei Monate nutzte die Künstlerin die Räumlichkeit zum intensiven Arbeiten, Wohnen, aber auch zur Inspiration für eine Werkreihe, die Motive aus der Gifhorner Natur aufgriff. So finden sich beim näheren Hinsehen eines Hauptwerkes die Umrisse einer überdimensionalen Kiefer, deren Wurzeln über einen Meter aus dem nahe gelegenen Heideboden herausragen.

Dieses Motiv hat Katharina Kühne in verschiedenen Varianten abstrahiert, und das sowohl in Form von Malerei als auch Keramik. Die malerische Auseinandersetzung reicht von leicht konkreten Wiedergaben im kleineren Format bis zur absoluten Abstraktion, bei der sich die Adern des Baumes nur noch durch eine dreidimensionale Struktur erahnen lassen. Diese besondere Struktur ist nicht das Ergebnis pastosen Auftrags, sondern die Quintessenz eines aufwendigen Arbeitsprozesses, bei dem Farbe auf Folie aufgetragen und in einer dem Druckverfahren verwandten Vorgehensweise auf die jeweilige Leinwand übertragen wird. Daraus entsteht ein unverwechselbares Geflecht, das dem Werk etwas Haptisches gibt und mit dem Lichteinfall je nach Richtung der Betrachtenden spielt. 

Dieses von Katharina Kühne nahezu bis zur Perfektion entwickelte Verfahren hat sie auch für ein monumentales Werk genutzt, das ebenfalls, oder man muss sagen, in erster Linie im Kunstraum entstanden ist. Es handelt sich um ein Gesamtkunstwerk, das wiederum aus vier Teilarbeiten besteht, bei dem jedes der vier Elemente ein Ausmaß von 2,70 Meter mal 8,70 Meter aufweist. 

Das Werk entstand quasi als Auftragsarbeit für eine Ausstellung in der Braunschweiger Innenstadt. Als Präsentationsraum dienten die Schaufenster auf vier Etagen eines ehemaligen Kaufhauses – eine äußerst eindrucksvolle Arbeit, die besonders bei Nacht zur Geltung kam, wenn die Fenster komplett ausgeleuchtet waren. Die Motive spiegelten die Auseinandersetzung von Katharina Kühne mit Natur und Umwelt wider, wobei in diesem Falle Lebewesen unterhalb und oberhalb von Wasserflächen im Mittelpunkt standen. 

Der mehrmonatige Aufenthalt von Katharina Kühne im KunstraumKunze war in jeder Hinsicht eine große Bereicherung: künstlerisch wie auch funktional. So konnte der Raum zum zweiten Mal, und wie ursprünglich geplant, nicht nur für Ausstellungen, sondern auch als Atelier seine Dienste leisten.

Perdita Adrian-Kunze
Hans-Peter Kunze

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