Maja Behrmann

Vorwort
Wie sucht die KunststiftungKunze Künstlerinnen und Künstler aus, die sie fördern möchte?
Dafür hat sie den künstlerischen Beirat eingerichtet, der Empfehlungen ausspricht. In diesem Fall war es Prof. Dr. Susanne Pfleger, die Maja Behrmann vorschlug und die Zustimmung aller Beteiligten fand. So wurde die Künstlerin im Herbst 2024 in den Kreis der Geförderten aufgenommen. Ihr wurde ein Arbeitsstipendium zugesprochen, um geplante aufwändige Projekte in die Tat umsetzen zu können. Zum Gesamtumfang des Stipendiums gehört auch die Präsentation von Werken im Gifhorner Kunstraum der Stiftung. Die Vorstände und Beiräte der Stiftung hatten sich vor der Vergabe in einem persönlichen Gespräch mit Maja Behrmann über ihren künstlerischen Ansatz informiert, und einige Mitglieder nutzten die Gelegenheit, Werke von ihr im Rahmen der Gruppenausstellung „Gegen den Strich. Die Generation Z in der Malerei“ im Schloss Sacrow in Potsdam kennenzulernen.
Doch trotz dieser recht intensiven Art der Auseinandersetzung mit der künstlerischen Arbeit von Maja Behrmann hat die im Dezember 2024 eröffnete Ausstellung die Erwartungen aller an der Entstehung Beteiligten übertroffen; und so ging und geht es auch jedem Besucher und jeder Besucherin dieser Präsentation. Dabei fällt es schon fast schwer, für das, was und gerade auch wie es gezeigt wird, die richtige Bezeichnung zu finden. Klassische Begriffe wie eben Ausstellung oder Präsentation von Kunstwerken trifft es nicht, was Maja Behrmann in den Raum gezaubert hat. Es handelt sich vielmehr um ein Gesamtkunstwerk, das den Ort in Gänze ausfüllt. Die für den Raum typischen weißen Stellwände sind gleichsam selbst zum Kunstwerk geworden, indem die gesamte Fläche mit dutzenden Risographien bedeckt wurde, wobei sich diese Kunstwerke wie ein Wasserfall von den Wänden über den Betonboden ergießen. Die an den Stellwänden angebrachten grafischen Muster sind von Fläche zu Fläche unterschiedlich in Farbe und Motiv. Ergänzt, ja geradezu überlagert, werden diese Muster von Baumwolltüchern, die ihrerseits mit dem Grundmuster in einen Dialog treten, hier ausgeführt mit Dispersionsfarbe im selben Farbton.
Aber damit nicht genug. Bereichert werden diese Installationen durch Plastiken aus gedrechseltem Holz, die die Unendlichkeit der Formensprache von Maja Behrmann ansatzweise zum Ausdruck bringen; man muss sagen „ansatzweise“, weil Muster und Formgebung schier unerschöpflich erscheinen. Und in Gesprächen mit der Künstlerin wird deutlich, dass sich aus jeder neuen Schöpfung schon wieder ein Ansatz für eine nächste „Innovation“ ergibt. Die Vielfalt in Form und Farbe wird auch in der dritten und vierten Dimension ihres künstlerischen Schaffens deutlich: der Malerei und dem Entwerfen von Strickbildern, entwickelt aus zahllosen Pixeln, umgesetzt von einem für Strickwaren spezialisierten Betrieb. Darüber hinaus bedient sie sich auch der Unterstützung eines erfahrenen Drechslers, dessen Herausforderung darin besteht, ihre komplexen Formen mittels seiner Technik in ein dreidimensionales Gebilde zu bringen, das Maja Behrmann dann mit einem nicht selten höchst leuchtenden, bunten Farbauftrag versieht.
Die junge Künstlerin kann in ihrer Vita schon auf beeindruckende Einzel- und Gruppenausstellungen verweisen. Sie hatte mit Hilfe der angesehenen Leipziger Galerie EIGEN + ART auch schon die Gelegenheit, Werke von sich im Rahmen einer Förderkoje auf der Art Cologne zu präsentieren. Insoweit reiht sich die KunststiftungKunze gern ein, mit dem Arbeitsstipendium ihr künstlerisches Schaffen zu fördern und mit der Ausstellung, dem „Gesamtkunstwerk“, ihre einzigartige Position in der Gegenwartskunst einem interessierten Publikum zu vermitteln, ganz im Sinne des originären Stiftungszweckes.
Hans-Peter Kunze